Humanitäre Helfer im Porträt | SIERRA LEONEAn vorderster Front Ebola bekämpfen

Unsere Mitarbeiter/innen in Sierra Leone

Der 34-jährige Aruna aus Sierra Leone hat Friedens- und Konfliktforschung studiert. Seit sein Heimatland 2014 von der Ebola-Epidemie heimgesucht wurde, ist er in der Öffentlichkeitsarbeit und Gesundheitsförderung rund um das Thema Ebola tätig.

Auch wenn Sierra Leone seit Kurzem für Ebola-frei erklärt worden ist, warnt Aruna davor, sich zurückzulehnen. Um einen weiteren Ausbruch zu verhindern, gehen er und seine Teams weiterhin von Dorf zu Dorf und sprechen am Radio, um die Menschen an die wichtigsten Vorsorgemassnahmen zu erinnern. Aruna ist stolz, zur Eindämmung von Ebola seinen Teil beigetragen zu haben.

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Wenn man Justine vor fünf Jahren gesagt hätte, dass sie einmal mit MSF einen Ebola-Einsatz machen würde, hätte sie gesagt: «Niemals!» Doch als 2014 in Westafrika die bisher schlimmste Ebola-Epidemie ausbrach, musste die Schweizer Pflegefachfrau aus Freiburg einfach helfen.

In Freetown in Sierra Leone hat sie im Ebola-Zentrum von MSF die Patienten betreut. Mehrmals pro Tag ging sie in kompletter Schutzkleidung in den Hochrisikobereich, verabreichte den Kranken Medikamente, gab ihnen zu essen und pflegte sie in der beschränkten Zeit so gut wie möglich. Patienten, die wieder gesund wurden, und die enorme Dankbarkeit der Menschen waren ihre grösste Motivation.

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Was machen sie heute?

Nach ihrer Rückkehr wurde Justine am Hauptsitz als Teil des Notfall-Teams eingestellt. Seither war sie an verschiedenen Orten wegen Krankheitsausbrüchen im Einsatz: in der Demokratischen Republik Kongo (am Albertsee) wegen einer Cholera-Epidemie, im Niger (in Niamey) wegen eines Meningitis-Ausbruchs und wieder in der DR Kongo (in Katanga) wegen einer Masern-Epidemie. Seit Ende August arbeitet sie in Tansania in den Flüchtlingslagern Nyarugusu und Nduta, die Flüchtlinge aus Burundi beherbergen.

Schon seit der Schulzeit wollte Reena «einfach helfen». Als 2014 in Westafrika die Ebola-Epidemie wütete, bot sich ihr die Gelegenheit. Als HR-Koordinatorin kümmerte sich die Kanadierin im MSF-Projekt in Freetown in Sierra Leone um sämtliche Bereiche des Personalwesens, von der Planung und Rekrutierung über die Lohnzahlung bis hin zur Organisation des Einsatzendes.

Reena hatte selbst darum gebeten, in einem Ebola-Projekt tätig zu sein. Ihre anfängliche Nervosität legte sich bald, als sie merkte, dass das Leben trotz allem «normal» weiterging.

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Was machen sie heute?

Nach ihrer Rückkehr aus Sierra Leone hat Reena gerade die festgesetzte Frist von 21 Tagen abgewartet, bevor sie auf ihren nächsten Einsatz ging, diesmal in die Ukraine. Dort koordiniert sie die Finanzen und die personellen Ressourcen, nachdem sie zunächst in der Administration tätig war. Dies ist ihr erster Einsatz in Osteuropa – eine Region, die sie allerdings gut kennt, da sie in der Tschechischen Republik lebt. Reena plant, Weihnachten mit ihrer Familie in Kanada zu verbringen.

Der 28-jährige Hannes war während der Ebola-Epidemie mit MSF in Freetown in Sierra Leone im Einsatz. Als Experte für Wasser, Hygiene und Abwasserentsorgung war der Belgier in diesem Projekt hauptsächlich für die Dekontamination von Häusern zuständig, in denen Ebola-Kranke gelebt hatten.

Bei dieser Aufgabe dringt man unweigerlich in die Privatsphäre der Betroffenen ein. «Du bist ein Fremder, trittst ein und siehst in dem Raum ihr ganzes Leben», beschreibt es Hannes. Er versucht deshalb, bei seiner Arbeit so respektvoll wie möglich vorzugehen.

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Was machen sie heute?

Zurzeit ist Hannes in einem neuen MSF-Projekt in Likoni in Kenia als Logistikleiter tätig. Das Ziel dieses Programms ist es, die Mutter- und Kindersterblichkeit zu verringern. Hannes ist für die Sanierung und den Ausbau von Operationssaal, Entbindungsstation, Patientenaufnahme und Untersuchungsraum zuständig. Daneben stellt er die Wasserqualität, Hygiene und Abwasserentsorgung des Spitals sicher.

Der 27-jährige Jean Guy aus Frankreich ist für MSF als Kartograf im Einsatz. Im Ebola-Projekt in Sierra Leone ist er für sämtliches Kartenmaterial zuständig, das die MSF-Teams bei ihrer Arbeit benötigen. Dies umfasst Pläne der von Ebola betroffenen Viertel sowie Karten, auf denen die Hotspots der Epidemie ersichtlich sind.

Zur Erfassung der benötigten Daten schickt er seine «GPS-Männer» auf Motorrädern los, die in ihrem zugeteilten Gebiet mit grosser Begeisterung Punkte kartieren und sie am Abend an Jean Guy abliefern. Er findet es toll, dass er mit seiner von Natur aus eher abstrakten Arbeit auf innovative Weise zum Kampf gegen Ebola beitragen kann.

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Was machen sie heute?

Insgesamt war Jean Guy bereits sechs Mal mit MSF auf Einsatz, davon vier Mal in Ebola-Projekten – schon fast rekordverdächtig! Seit seiner Rückkehr aus Sierra Leone geht er weiterhin regelmässig auf Einsatz oder gibt Schulungen im Bereich geografische Informationssysteme. Die Kartografie hat bei den MSF-Projekten mittlerweile an Bedeutung zugenommen. Auf einer Reise durch Zentralamerika im November 2015 stattete Jean Guy als echter Geograph natürlich auch der ecuadorianischen Stadt Mitad del Mundo einen Besuch ab, wo er die Linie ablief, die exakt auf dem Äquator liegen soll.

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Wir haben unseren Freiwilligen noch ein paar andere - etwas persönlichere - Fragen gestellt.

Gute Unterhaltung!

Ebola-Behandlungszentrum: Architektur zum Wohle der Patienten

Anfang Dezember 2014 eröffnete MSF in Freetown das Ebola-Behandlungszentrum «Prince of Wales» mit einer Kapazität von 100 Betten, um die komplett überforderten Gesundheitseinrichtungen der Hauptstadt Sierra Leones zu entlasten.

© Yann Libessart/MSF

Das Gebäude wurde so konzipiert, um die Patienten bestmöglich betreuen zu können und gleichzeitig dem Personal die Arbeit in einer hochansteckenden Umgebung zu erleichtern. Es wurde viel Wert darauf gelegt, das Zentrum so offen wie möglich anzulegen, damit sich die Patienten weniger isoliert fühlten und die Mitarbeiter ihre Patienten ständig überwachen konnten, ohne jedes Mal die Schutzbekleidung anziehen zu müssen. Die Gänge mit Plexiglaswänden gaben den Blick frei auf das «Innenleben» des Zentrums und räumten damit mit Gerüchten auf, die bei der lokalen Bevölkerung immer wieder kursierten.

Personen, bei denen Verdacht auf Ebola bestand, erhielten separate Zimmer, um jegliche Ansteckung zwischen Patienten zu vermeiden. Im Hochrisikobereich wurde eine Intensivstation eingerichtet. Mithilfe eines Ipads konnten die medizinischen Daten aus der Isolierstation nach draussen übermittelt werden.

Seit der Schliessung des Prince of Wales-Zentrums am 23. Februar 2015 konzentrieren sich die MSF-Teams in Freetown auf Aktivitäten direkt in den Slums wie die Kontaktnachverfolgung, die Dekontaminierung von Häusern und Aufklärungsmassnahmen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt bei der medizinischen und psychologischen Betreuung der Überlebenden. Die Teams helfen ihnen auch, sich in ihren Gemeinschaften wieder zu integrieren.

Die MSF-Teams kämpften an vorderster Front gegen die Epidemie, die zur schlimmsten Ebola-Epidemie aller Zeiten wurde.
© MSF

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SIERRA LEONE: Ebola bekämpfen

Bekämpfung von Ebola in den Slums von Freetown

  • Alessandro Siclari/MSF
    In den Ebola-Zentren, die MSF während der schlimmsten Zeit der Epidemie betrieb, sind jetzt keine Patienten mehr untergebracht (am 7. November wurde das Land offiziell als Ebola-frei erklärt). Doch Teams der Organisation sind weiterhin zur epidemiologischen Überwachung und für Aufklärungsmassnahmen in schwer zugänglichen Vierteln der Hauptstadt im Einsatz.
  • Alessandro Siclari/MSF
    Musa, der für MSF als Gesundheitspromoter arbeitet, ist im Slum «Moa Wharf» in Freetown unterwegs, um mit Gerüchten aufzuräumen. Auch heute sind Angst, Misstrauen und Verleugnung weitverbreitet, trotz wiederholter Aufklärungskampagnen am Radio.
  • Alessandro Siclari/MSF
    Er besucht auch Ebola-Überlebende oder deren Angehörige, die häufig stigmatisiert bleiben und von Nachbarn und ihrer Dorfgemeinde ausgegrenzt werden. Aissatou konnte das Prince of Wales-Zentrum von MSF mit ihrer 14-jährigen Tochter geheilt verlassen. Die Krankheit raubte ihr jedoch den Ehemann und vier ihrer anderen Kinder.
  • Alessandro Siclari/MSF
    Auf seiner Route kommt Musa bei Kindern vorbei, die bei seinem Anblick «Ebola, Ebola!» schreien und davonrennen. In diesem Quartier waren so häufig MSF-Teams unterwegs, dass die Leute die Organisation mit dem Virus assoziieren. Musa gelingt es, die Kinder einzuholen und sie zu beruhigen.
  • Alessandro Siclari/MSF
    Eine Frau beobachtet von ihrem Zuhause aus, wie Musa die Symptome und die Übertragungswege erläutert und erklärt, wie man sich schützen kann.
  • Alessandro Siclari/MSF
    Die überbevölkerten Slums von Freetown waren besonders stark von Ebola betroffen, vor allem wegen den schlechten Hygienebedingungen. In Moa Wharf benutzen hunderte Menschen die gleiche Latrine – angesichts der Tatsache, dass sich Ebola über Körperflüssigkeiten von Erkrankten überträgt, ist das verhängnisvoll.
  • Sophie McNamara/MSF
    Während der Epidemie waren die Desinfektions-Teams unterwegs, um die Häuser von an Ebola Erkrankten oder Verstorbenen zu dekontaminieren und um jegliches Ansteckungsrisiko auszumerzen. Die Teams benutzten eine Chlorlösung, um das Virus abzutöten.
  • Sophie McNamara/MSF
    Während der 21-tägigen Inkubationszeit suchten MSF-Teams täglich die Menschen aus dem näheren Umfeld der Ebola-Kranken auf um zu überprüfen, ob niemand Symptome entwickelte.
  • Sophie McNamara/MSF
    Dieses Foto wurde im April gemacht, einige Tage nach dem Tod von Ibrahims Mutter. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Regierung das Haus von Ibrahims Familie unter Quarantäne gestellt. «Wir sind zwar nicht krank, aber wir haben genug von dieser Epidemie. Wir beten, dass sie endlich vorbeigeht.» Sein Wunsch ging für Sierra Leone am 7. November 2015 in Erfüllung. Doch es ist weiterhin Wachsamkeit angesagt.

Zeichnen, um zu überleben

 

Während seines Aufenthalts im Ebola-Zentrum von MSF in Freetown begann Umaru, sein Leben mit Ebola in Zeichnungen festzuhalten. Als er als letzter Patient aus dem Zentrum entlassen wurde, war auch der Schweizer Karikaturist Felix Schaad dabei. Ein Treffen.

Die Epidemie ist erst vorbei, wenn es in der Region keinen einzigen Fall mehr gibt.

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