Humanitäre Helfer im Porträt | KIRGISISTANBehandlung der Tuberkulose

Unsere Mitarbeiter/innen in Kirgisistan

Julien ist aus Belgien und arbeitet im Tuberkulose-Projekt von MSF im Süden Kirgisistans. Als Logistikkoordinator unterstützt er die Teams vor Ort in allen Belangen und hat zudem bei Einkäufen und Vertragsabschlüssen ein wachsames Auge auf die Preise.

Julien hat seine Familie nach Kirgisistan mitgenommen. An die Kälte und die fremde Schrift mussten sie sich alle erst gewöhnen. Doch mit seiner Arbeit im humanitären Bereich hat Julien definitiv sein «Ding» gefunden. «Ich mag, was ich tue und tue etwas, worin ich gut bin», sagt er.

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Was machen sie heute?

Einige Wochen nach dem Dreh ist Julien mit seiner Frau und den beiden Kindern von Kirgisistan nach Kenia gezogen. Von Nairobi aus ist er für die Logistik der verschiedenen MSF-Projekte im Land zuständig: das Projekt für die somalischen Flüchtlinge in den Lagern von Dadaab, die Einrichtung eines Programms im Bereich Mutter-Kind-Gesundheit in Likoni sowie für die Massnahmen bei eventuellen Notfällen. In Likoni arbeitet er unter anderem mit Hannes zusammen, der in Sierra Leone gefilmt wurde.

Der armenische Arzt Hrachya arbeitet in Osch in Kirgisistan im MSF-Projekt zur Behandlung resistenter Tuberkulose. Die Patienten, die an dieser Form der Krankheit leiden, müssen langwierige Behandlungen über sich ergehen lassen und haben mit starken Nebenwirkungen zu kämpfen.

Hrachya braucht deshalb bei seiner Arbeit auch viel Einfühlungsvermögen und Überzeugungskraft, um die Patienten zum Durchhalten der Therapie zu ermutigen. Seine grösste Motivation ist es, dass Menschen, die ihre Behandlung erfolgreich abschliessen, nachher wieder ein gutes Leben führen können.

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Was machen sie heute?

Hrachya ist immer noch in Kirgisistan, im Projekt in Osch. Er hat seinen Vertrag bis Ende März 2016 verlängert, inzwischen darf er sich jedoch medizinischer Leiter des Projekts nennen! Seine letzten Ferien hatte er im vergangenen Juli, deshalb freut er sich sehr, Ende Dezember nach Hause zu kehren und Zeit mit seiner Familie zu verbringen.

Carolyn ist 72 Jahre alt und war früher in der Tourismusbranche und in der Filmproduktion tätig. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung kam sie zur humanitären Arbeit.

Als Leiterin der Logistik stellt Carolyn im Tuberkulose-Projekt in Kirgisistan sicher, dass die Infrastruktur reibungslos funktioniert. Ihre Arbeit erfordert einen sehr praxisorientierten Ansatz: Ist eine benötigte Gerätschaft vor Ort nicht erhältlich, muss sie diese kurzerhand anfertigen lassen. «Man lernt, mit dem zurechtzukommen, was man hat», sagt sie. Ihr Alter betrachtet die abenteuerlustige Carolyn als einen ihrer grössten Vorteile.

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Was machen sie heute?

Zurzeit ist Carolyn im Sudan im Einsatz. Anschliessend sind Ferien in Griechenland geplant. Bevor sie nach Khartum zurückkehrt, wird sie einen Abstecher nach Genf machen, wo sie eine einwöchige Weiterbildung für Logistikkoordinatoren besucht. Carolyns Elan ist ungebrochen – ans Aufhören denkt sie noch lange nicht!

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Wir haben unseren Freiwilligen noch ein paar andere - etwas persönlichere - Fragen gestellt.

Gute Unterhaltung!

Resistente Tuberkulose verstehen

 

Man spricht von resistenter Tuberkulose, wenn eines oder mehrere Tuberkulose-Medikamente nicht anschlagen. In solchen Fällen ist eine andere Therapie erforderlich, die länger dauert und schwere Nebenwirkungen hervorrufen kann. Die resistente Tuberkulose (DR-Tb), aber auch die multiresistente (MDR-Tb) sowie die ultraresistente Tuberkulose (XDR-Tb) sind weltweit auf dem Vormarsch und stellen zunehmend ein Gesundheitsproblem dar.

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KIRGISISTAN: Behandlung der Tuberkulose

Wie ich an resistenter Tuberkulose erkrankt bin

Nikolai (Name geändert) aus Kirgisistan litt unter Husten und Schmerzen in der Brust. Beim Arzt stellt sich heraus, dass er an Tuberkulose und Hepatitis B leidet. Nikolai beginnt eine Behandlung, die er jedoch wegen seiner Arbeit in Russland mehrmals unterbricht. Sein Zustand verschlimmert sich: Er hat eine resistente Tuberkuloseform entwickelt.

«Alles begann 2008, als ich eine Stelle in Russland begann. Ich lebte in einer kleinen Wohnung, die ich mit etwa zehn Leuten teilte. In den folgenden vier Jahren verschlechterte sich meine Gesundheit zusehends.

© Pierre-Yves Bernard/MSF

Die letzten sechs Monate hustete ich immer häufiger und hatte Schmerzen in der Lungen- und Herzgegend. Ich wusste nicht, was mit mir los war, und kaufte mir Tabletten gegen den Husten.

Als ich endlich zum Arzt ging, führte er verschiedene Tests durch. Doch noch bevor die Ergebnisse eintrafen, verschlechterte sich mein Zustand. Ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten, und mein Blutdruck war sehr niedrig. Ich rief meine Eltern an und sie rieten mir, sofort nach Kirgisistan zurückzukehren. Dort erhielt ich dann die Diagnose: eine schwere Form von Tuberkulose und eine Hepatitis B. Die Ärzte erklärten mir, dass man zunächst die Hepatitis behandeln müsse, bevor ich mit der Tuberkulose-Behandlung beginnen könne. Ich verbrachte zwanzig Tage im Spital in Karasuu, das von MSF unterstützt wird, wollte aber meine Behandlung in Russland fortsetzen, da ich entschieden hatte, meine Arbeit dort wieder aufzunehmen.

Trotz der Behandlung hatte ich nur wenige Tage nach meiner Ankunft in Russland plötzlich Mühe zu atmen und zu gehen. Ich musste ins Spital gebracht werden. Dann schwollen auch noch mein Bauch und mein rechtes Bein an: Die Hepatitis hatte sich verschlimmert. Ich ging erneut nach Kirgisistan zurück, um mich behandeln zu lassen, und bald ging es mir viel besser. Ich dachte sogar, ich sei geheilt.

Doch als ich drei Monate später wieder nach Russland zurückkehrte, machte mir die Tuberkulose wieder zu schaffen. Mir war nicht bewusst gewesen, dass dies solch eine schwere Krankheit ist. Heute halte ich meine Therapie genau ein, trotz der schweren Nebenwirkungen. Ich werde nun in Kirgisistan bleiben und hoffe, dass ich wieder gesund werde.»

Es braucht viel Ausdauer und Kraft, um eine Tuberkulose-Erkrankung durchzustehen: Wir behandeln die Kranken während der ganzen Behandlungsdauer, so nahe bei ihnen wie möglich.

Verlagerung der Pflege von den Spitälern nach Hause

  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Die Infektionskrankheit Tuberkulose befällt meist die Lunge. Wird sie rechtzeitig diagnostiziert, ist sie gut behandelbar, vorausgesetzt die Medikamente werden korrekt und ohne Unterbruch eingenommen. Ohne angemessene klinische Betreuung kann die Krankheit lebensbedrohlich sein.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    In Kirgisistan haben fast 70 Prozent der bereits behandelten Tuberkulose-Patienten sowie jeder Vierte der Neu-Infizierten eine resistente Krankheitsform entwickelt. Es ist deshalb entscheidend, dass die Therapie zu Ende geführt wird.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Auch die resistente Tuberkulose kann behandelt werden, doch die Therapie ist hart. Jeden Tag müssen die Patienten gegen zwanzig Tabletten einnehmen, dies bisweilen während fast zwei Jahren. Die Medikamente können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Gliederschmerzen, Hautausschläge oder sogar Psychosen verursachen.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Wegen den Vorurteilen gehen die Patienten häufig erst spät zum Arzt oder verschweigen ihre Krankheit in ihrem Umfeld.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Seit 2012 leitet MSF in der Region Osh, im Süden Kirgisistans, Programme zur Bekämpfung der Tuberkulose. Die Organisation ist im Spital von Kara Suu tätig und konzentriert sich daneben hauptsächlich auf ambulante Massnahmen. Im Rahmen dieser dezentralen Betreuung besuchen die MSF-Mitarbeiter die Kranken oftmals zuhause.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    MSF bemüht sich, mit ambulanten Massnahmen die Behandlung näher zu den Patienten zu bringen. Auf diese Weise können die Kranken ihre Medikamente zuhause bei ihrer Familie oder in einer Klinik in der Nähe einnehmen, was sie zum Durchhalten motiviert und entscheidend zum Therapieerfolg beiträgt.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Bei Hausbesuchen trifft das Personal Vorkehrungen, damit nicht ersichtlich ist, dass jemand im Haus an Tuberkulose leidet. Denn die Patienten werden häufig stigmatisiert und von der Gesellschaft ausgeschlossen. Tuberkulose hat aber auch finanzielle Auswirkungen, weil die meisten Patienten während der Therapie arbeitsunfähig sind.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Mit 72 Jahren erträgt dieser Patient das von den Medikamenten ausgelöste Erbrechen und die Migränen nicht mehr. «Wenn ich nur noch zwei Jahre zu leben habe, möchte ich diese ohne Medikamente verbringen.» Patienten wie er benötigen zusätzliche Betreuung, weshalb MSF in solchen Fällen Hausbesuche anbietet.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Der MSF-Arzt Dr. Hrachya besucht den Mann zuhause, um ihn zum Fortführen seiner Therapie zu bewegen. «Weder Sie noch ich können wissen, wie lange Sie noch leben. Es wäre sehr schade, jetzt die Behandlung abzubrechen.»
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Das MSF-Team, dessen Mitglieder alle viel Erfahrung mit der Behandlung der resistenten Tuberkulose haben, arbeitet eng mit den Mitarbeitern des kirgisischen Gesundheitsministeriums zusammen.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Nur Patienten in ernstem Zustand werden stationär behandelt.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Juntaru leidet unter der extrem resistenten Form der Tuberkulose. Das bedeutet, dass bei ihm weder Erst- noch Zweitlinienmedikamente anschlagen. «Ich habe mich mittlerweile an die Medikamente gewöhnt. Aber die Injektionen sind sehr schmerzhaft. Darunter leide ich im Moment am meisten.»
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Dank des ambulanten Ansatzes von MSF bei der Betreuung der Tuberkulose konnte die Anzahl stationär untergebrachter Patienten um die Hälfte reduziert werden.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    Zur Verbesserung der Infektionskontrolle werden im Spital Sanierungsarbeiten vorgenommen. In den Zimmern der Patienten, die an multi- und extremresistenter Tuberkulose leiden, werden beispielsweise UV-Lampen installiert, welche die Bazillen im Raum töten. Ventilatoren sorgen zudem dafür, dass die Luft besser zirkuliert.
  • Pierre-Yves Bernard/MSF
    MSF plant, dieses Jahr neue und bessere Therapien im Projekt einzuführen und arbeitet mit dem Gesundheitsministerium daran, die ambulanten Massnahmen auch in anderen Regionen umzusetzen.
© MSF
Man meint immer, Tuberkulose komme nur in ärmeren Ländern vor.

Schnappschüsse aus Kirgisistan

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KIRGISISTAN: Behandlung der Tuberkulose
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