Schon seit Beginn ihres Medizinstudiums wollte Sabine für MSF arbeiten. Nun ist die Zürcher Ärztin für die Organisation in Agok im Südsudan tätig, wo sie vorwiegend mit schwer mangelernährten Kindern zu tun hat.
An die rudimentären Diagnoseeinrichtungen und die eingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten musste sich Sabine erst gewöhnen. Gerne möchte sie ihren Patienten mehr anbieten können, fühlt sich ihnen dafür aber manchmal fast näher. Wenn sie die Genesung eines mangelernährten Kinds oder Malariapatienten miterlebt, sind das ihre «Glücksmomente», die ihr wieder Auftrieb geben.
Im MSF-Projekt in Agok im Südsudan befasst sich Mohamad hauptsächlich mit Schlangenbissen. Gleich mehrere der gefährlichsten Schlangenarten sind hier heimisch, deren Biss ohne die Verabreichung von Gegengift tödlich ist. Dennoch wird das Problem weitgehend vernachlässigt; es werden kaum noch Antivenine hergestellt.
Vor seinem MSF-Einsatz war Mohamad an einer renommierten Universität in Beirut als Forschungsassistent tätig. Dort wurden zwar riesige Datenmengen zusammengetragen, doch fehlten ihm konkrete Resultate. Das schätzt er bei seiner Arbeit bei MSF umso mehr: «Alles, was wir hier tun, wird direkt umgesetzt.»
Was machen sie heute?Mohamad arbeitet immer noch für Epicentre, die Forschungsabteilung von MSF. Nachdem er in Agok die Studie zum Thema Schlangenbisse abgeschlossen hat, befasst er sich nun in Monrovia in Liberia mit einer Arzneimittelvergiftung, die vorwiegend Kinder betrifft. Auch für die Monate danach hat er bereits mehrere Einsatzangebote bekommen.
Roberta ist Kinderärztin und am Hauptsitz von MSF in Genf stationiert. Von dort aus unterstützt sie die Projekte in den Bereichen Pädiatrie und Neonatologie. Regelmässig reist die Italienerin selbst vor Ort, wie jüngst in den Südsudan, wo sie Schulungen zur Betreuung von Neugeborenen abhielt.
Roberta schätzt, dass sie bei ihrer Arbeit immer wieder «neu anfangen muss». Auch wenn sie alle fachlichen Voraussetzungen mitbringt, ist sie in den jeweiligen Einsatzgebieten auf die lokalen Kollegen und die Mütter angewiesen, die ihr alles andere beibringen. Denn für sie ist klar: «Wir dürfen nicht einfach mit unserer Kultur und unseren Ideen ankommen».
Was machen sie heute?Seit ihrem Projektbesuch im Südsudan war Roberta notfallmässig in der Demokratischen Republik Kongo, wo sie in der Provinz Katanga eine Masern-Epidemie bekämpfte. Kaum zurück wurde sie für einen Einsatz im Niger aufgeboten, um die Teams vor Ort während der Malaria und Mangelernährungskrise zu verstärken. Jetzt sind vorerst keine weiteren Besuche geplant, ausser natürlich es handelt sich um einen Notfall!
Ihr erster Einsatz mit MSF führt die Schweizerin Christelle, die vorher im Bauwesen und Umweltsektor tätig war, in den Südsudan.
Im MSF-Projekt in Agok kümmert sich Christelle nicht nur um alles, was mit Wasser und Abfallentsorgung zu tun hat, sondern handelt auch Verträge aus und hilft in der Küche mit. An die schwer mangelernährten Kinder und die ständige Präsenz des Todes musste sie sich erst gewöhnen. Umso beeindruckter ist sie von den Südsudanesen, die trotz allem «über noch so kleine Scherze lachen».
Was machen sie heute?Aktuell arbeitet Christelle für einige Monate in der Logistik-Abteilung am Schweizer Hauptsitz von MSF in Genf. Sie, die den Betrieb des Spitals in Agok aus nächster Nähe kennt, befasst sich nun mit dessen Ausbau und Sanierung. Anfang nächstes Jahr zieht es sie aber wieder in ein Projekt vor Ort – wann und wohin, weiss sie noch nicht.
Raques Aufgabenbereich könnte fast nicht vielfältiger sein. Im MSF-Projekt in Agok im Südsudan ist der halb Amerikaner, halb Neuseeländer als Logistiker für die Anlagen ausserhalb des Spitals und die Materialversorgung zuständig. Das extreme Klima und die grosse Distanz von der Hauptstadt stellen besondere Herausforderungen dar. So muss er sicherstellen, dass die Medikamente auch Temperaturen von 45 Grad schadlos überstehen oder während der Regenzeit – wenn die Strassen unpassierbar sind – die Flugzeuge mit den Vorräten sicher landen können.
Auch Raques Leben ist nicht das Gleiche wie zuhause: «Man muss gewisse Einschränkungen hinnehmen und seine Komfortzone verlassen». Doch für ist ihn klar: Für die sinnvolle Arbeit, die er hier tut, lohnt sich die Mühe alleweil.
Was machen sie heute?Nach seinem Einsatz im Südsudan hat Raque von seinem Zwischenstopp am MSF-Hauptsitz in Genf profitiert, um Verwandte in Europa zu besuchen. Inzwischen ist er zurück in den USA. Bei seinem Programm in den kommenden Monaten wird ihm garantiert auch nicht langweilig: zuerst ein Französisch-Intensivkurs in Vichy, anschliessend eine Logistik-Weiterbildung in Kampala in Uganda und dann ab aufs Feld, mit ziemlicher Sicherheit irgendwo in ein französischsprachiges Land im südlichen Afrika.
Die Bilder der hungernden Kinder in Äthiopien haben die damals zehnjährige Trish derart erschüttert, dass in ihr der Wunsch entstand, etwas gegen Mangelernährung zu tun. Der Wunsch blieb, und so kam es, dass die gelernte Pflegefachfrau und Epidemiologin bei der humanitären Arbeit landete.
Hier in Agok im Südsudan leitet die Kanadierin das medizinische Team. Sie macht selbst Stationsvisiten, ist in regem Kontakt mit ihrem Team und greift ein, wenn es irgendwo Probleme gibt. Trish ist stolz, dass sie im MSF-Spital trotz eingeschränkter Mittel die Sterblichkeitsrate relativ niedrig halten können.
Bonusmaterial
Wir haben unseren Freiwilligen noch ein paar andere - etwas persönlichere - Fragen gestellt.
Gute Unterhaltung!
Schwangerschaft, Geburt und die ersten Lebenswochen des Kindes bergen sowohl für die Mutter als auch für ihr Kind etliche Risiken. Medizinische Betreuung vor, während und nach der Geburt kann lebensrettend sein. Die Entbindungsstation von MSF in Agok ist die einzige Einrichtung der Region, die diese Betreuung anbietet.
In abgelegenen Gegenden in der Region Abyei kann Malaria noch ein Todesurteil sein. Man stirbt in seinem Dorf, ohne medizinische Hilfe erhalten zu haben. Um etwas dagegen zu tun, hat MSF ein Netzwerk eingerichtet, das aus etwa vierzig «Malaria-Helfern» besteht und von lokalen Gesundheitsmitarbeitenden beaufsichtigt wird.
Dieses Programm ermöglicht es Menschen in ländlichen Gegenden, sich direkt in ihren Dörfern gegen Malaria testen und behandeln zu lassen. «Viele Menschen mussten stundenlange oder gar tagelange Fussmärsche in Kauf nehmen, um zu einem Gesundheitsposten zu gelangen. Für sie ist die Möglichkeit, in ihrer Nähe eine Behandlung zu erhalten, lebensverändernd», erklärt Jessa Pontevedra, die für das Programm verantwortlich ist.
Die Aufgabe dieser Malaria-Helfer ist es, in zwanzig Dörfern in einem Umkreis von 30 Kilometer rund um Agok Malariafälle so rasch wie möglich zu diagnostizieren und Erkrankte zu behandeln. Die Integrierung der Dorfvorsteher trägt viel zum Erfolg des Programms bei. Diese geben die Informationen an die Einwohner weiter, helfen bei der Lagerung der Medikamente und des Materials und stellen den Malaria-Helfern Räume zur Verfügung. Einige Dorfvorsteher zahlen den Helfern auch eine Entschädigung, die ansonsten ehrenamtlich tätig sind.
Seit Beginn des Programms im vergangenen August haben jede Woche über 1'800 Menschen in ihrem Dorf Medikamente gegen Malaria erhalten. Die Malaria-Helfer sind mit dem Motorrad unterwegs, weil die Strassen während der Regenzeit mit dem Auto nicht befahrbar sind. Sie wurden auch darin geschult, eine schwere Malaria zu erkennen, die tödlich verlaufen kann. Diese Patienten müssen im Spital behandelt werden. Mehr als 160 Personen konnten dank der Tätigkeit der Malaria-Helfer in das Spital in Agok überwiesen werden.